Nachlese zur Eröffnung der Ausstellungen "Das Gold der Ostsee" und "Erinnerungen an eine verlorene Heimat"
Nach langer Wartezeit und einer Verschiebung war es endlich soweit. Am 9.Januar 2020 um 16 Uhr begann die Eröffnungsveranstaltung unserer beiden neuen Ausstellungen „Das Gold der Ostsee“ und „Erinnerungen an eine verlorene Heimat“
Der Verein zur Erhaltung ostdeutschen Kulturgutes Uetersen- Tornesch e.V. (Schleswig-Holstein) übergab feierlich seine reichhaltige Sammlung an Schmuck und Kunstgewerbe aus baltischem Bernstein. Ebenso nach Rostock in die Societät kamen viele Erinnerungsstücke, Bücher, Bilder sowie Trachten und Textilien, die vor etwa 150 Jahren in Pommern, Ostpreußen oder Schlesien handgefertigt wurden. Nach der Begrüßung der vielen anwesenden Gäste durch den Vereinsvorsitzenden Jochen Pfeiffer hielt Herr Professor Wolfgang Methling, Vorsitzender der Kulturstiftung Rostock e.V., die Laudatio. Professor Methling sprach auf die Aktualität des Themas Flucht und Vertreibung an und erinnerte in seinen Worten an das Schicksal seiner eigenen Mutter, die nach der Umsiedlung aus dem heute moldawischen Bessarabien nach Pommern im Jahr 1945 ebenso auf der Flucht aus ihrer neuen Heimat war.
Die Ausstellung „Erinnerungen an eine verlorene Heimat“ zeigt eindrucksvoll, wie schmerzlich und leidvoll die Vertreibung und Flucht vor Krieg und Verfolgung für ein angestammtes Volk oder eine Volksgruppe ist.
Mit mahnenden Worten erinnerte Herr Methling die Anwesenden, auch in heutiger Zeit den Blick vor Flucht und Verfolgung nicht abzuwenden.
Joachim Rudat und Erwin Krüger (beide 88) aus Uetersen und Tornesch erzählten in ihren Reden ihr eigenes Schicksal, das sie im Frühjahr 1945 ereilte. Im Beisein Erwin Krügers wurden sein eigener Vater, Onkel, sein älterer Bruder und weitere Familienangehörige getötet. Nach einem Sektempfang folgte dann gegen 18 Uhr der Höhepunkt. Herrn Krüger kam die Ehre zuteil, die Flügeltüren zur Bernsteinausstellung zu öffnen und als erster dieses Kabinett zu betreten.
Eindrucksvoll arrangiert präsentieren sich Ketten, Broschen, Ringe oder Manschettenknöpfe, Zigarettenspitzen, Feuerzeuge, Wappen und andere Kleinodien aus Baltischem Bernstein.
All diese Kostbarkeiten wurden von Januar bis Mai 1945 auf der Flucht aus Pommern und Ostpreußen gerettet und für eine Ausstellung zusammengetragen, die bis zum Sommer 2019 noch im „Haus ueterst End“ in Uetersen zu bestaunen waren.
Höhepunkt der Bernsteinausstellung ist ein Schachspiel komplett aus dem fossilen Harz.
Der Abend klang aus mit Musik. Ungeachtet seines hohen Alters und seiner doch schon angegriffenen Gesundheit ließ es sich Herr Krüger nicht nehmen, die Gäste mit Volksliedern und Weisen aus seiner Heimat Pommern zu unterhalten. Dazu spielte er auf einer mitgebrachten Concertina.
Bildquellen: Roger Schmidt, Freie Wähler und die Societät Rostock maritim e.V.
Schicksal Treuhand- Treuhand Schicksale
Die Treuhandpolitik brach 1990 wie ein Schicksalsschlag über die Ostdeutschen herein. Waren sie im Herbst 1989 selbstbewusst für Freiheit und Demokratie auf die Straßen gegangen, nahm ihr Leben nun eine ungewollte Wendung. 9.000 volkseigene Betriebe mit insgesamt 4,1 Millionen Arbeitsplätzen sollte die Treuhandanstalt innerhalb kürzester Zeit «markttauglich» machen. Die Betriebe wurden privatisiert oder liquidiert. Millionen Menschen wurden arbeitslos. Wie erging es den Menschen dabei? Wie gingen sie mit dieser «Schocktherapie» um? Wie verarbeiteten sie die biografischen Brüche?
Davon erzählt die Ausstellung der Rosa-Luxemburg-Stiftung. Sie gibt einen Einblick in die Vielzahl der Lebenswege. Die 13 ausgewählten Branchen und Betriebe stehen exemplarisch für die ostdeutsche Wirtschaft. Die meisten ostdeutschen Familien waren vom Wirken der Treuhandpolitik betroffen, ihr ausgeliefert. Sie erlebten die Treuhandanstalt als Schicksalsmacht.
Als lebensgroße Porträts treten sie den Besucher*innen in der Ausstellung buchstäblich auf Augenhöhe gegenüber und berichten von ihren Erfahrungen. Über QR-Code können kurze Sequenzen aus ihren Erzählungen angehört werden, in denen sich die damalige Stimmungslage auch heute noch widerspiegelt.
Die Ausstellung ist ab dem 4.2. bis 13.03.2020 in der |